Der Schritt in die Selbstständigkeit

Niklas Küch

Den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? Die Antwort auf diese Frage kannte ich schon seit meiner Ausbildung, nämlich „Ja!“. Die Neugründung und Neuansiedlung eines eigenen Unternehmens gestalteten sich jedoch schwierig, weil es in meinem Umfeld bereits eine hohe Dichte an Betrieben gab. Also hielt ich Umschau nach einem Betrieb, für den ein Nachfolger gesucht wurde. Leider war die Suche lange Zeit nicht erfolgreich, bis ich dann von einem langjährigen Bekannten, der Prüfer beim TÜV ist und die Kfz-Branche in der Region gut kennt, den Hinweis bekam, dass der Besitzer einer Werkstatt die Übergabe seines Betriebes plant. Dank dieses Insider-Tipps konnte ich frühzeitig Kontakt aufnehmen, und nach einigen Telefonaten und Treffen mit den Inhabern ging es dann ganz schnell.

Die Chemie stimmte auf Anhieb zwischen uns, aber natürlich gab es viele Punkte zu klären. Die Jahresabschlüsse der letzten Jahre mussten gesichtet und bewertet werden und ein Business-Plan erstellt werden – unerlässlich für die Gespräche mit der Bank. Die Meistergründungsprämie musste beantragt werden und vieles mehr bis schließlich mit der Kündigung des Arbeitsverhältnisses der endgültige Schritt vom Arbeitnehmer zum Unternehmer erfolgte. Meine Vorfreude auf das eigene Handwerksunternehmen wurde aber auch begleitet von Zweifeln: Kommst du mit den Mitarbeitern klar und kommen diese auch mit dir als neuen Chef zurecht? Können die bisherigen Inhaber loslassen? Die Unsicherheiten verschwanden schnell. Von der Bank gab es zwischenzeitlich grünes Licht und die Zusammenarbeit mit der Belegschaft funktioniert hervorragend, so dass ich nach dem Termin mit dem Notar und der Vertragsschließung mit den Vorbesitzern auch die Mitarbeiter übernehmen konnte. Und auch der ehemalige Geschäftsführer des Betriebes arbeitet bis zu seiner bald anstehenden Rente im Unternehmen weiter mit. Dies ist durchaus ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite profitiere ich von der Erfahrung und den Kontakten meiner Vorgänger, andererseits muss ich mich als neuer Chef des Unternehmens mit Konsequenz und Durchsetzungsvermögen von ihnen abgrenzen. Bislang ist mir dies aber gelungen.

Sowohl in der Übernahmephase wie auch jetzt als „Jungunternehmer“ steht mir als Mitglied der Kraftfahrzeug-Innung Warendorf die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf mit Rat und Tat zur Seite und hat mich vor so manchen Fehlern und Schaden bewahrt. Der Schritt in die Selbständigkeit war sicherlich ein Risiko, aber mit den richtigen Partnern auch ein kalkuliertes. Ich kann nur jedem raten, die Chance der Übernahme eines eingeführten Handwerksunternehmens zu nutzen, wenn man sich entfalten und seine Visionen verwirklichen will. Mit der Entscheidung für die Selbständigkeit bleibt das Handwerk stark und leistungsfähig und das ist wichtig, denn Stillstand im Handwerk schadet unserer Wirtschaft.